Von all den wundersamen Verwandlungen des Künstlers Konstantin Wecker ist die in den suchenden, irrenden und zuletzt findenden Anselm Cavaradossi Hüttenbrenner vielleicht die wundersamste. Dass es eine Verwandlung ist, dass der Autor seiner Figur mehr geliehen hat als seine Berufung zur Musik, weiß jeder, der mit Weckers Welt und Vita durch seine anderen Bücher oder so manche Erzählung in Konzerten und Interviews vertraut ist.
Das verstand ich beim ersten Lesen vor rund vierzehn Jahren noch nicht so wie vor drei, als ich es mir wieder vornahm, weil sein Autor mich gefragt hatte, ob ich eine Dramatisierung desselben vornehmen möchte. Die daraus entstandenen Gespräche und ein tieferes Eintauchen in die Wecker-Welt (die mich aber durch seine Lieder und Konzerte von klein auf begleitet hatte) zeigten mir: Das Elternhaus, der singende, schreibende und malende Vater, das gemeinsame Singen mit ihm, die Liebe zum Klavier und zum Melodienreichtum Puccinis sind äußerlich klar zu erkennende Deckungen oder Überlagerungen. Es sind aber auch dunkle Bereiche seines eigenen Werdens, die der Schöpfer sein Geschöpf durchwandern lässt.
Zum 70er Konstantin Weckers sollte der Roman wiederaufgelegt werden, ich durfte das Vorwort dazu schreiben und auf einmal war die Idee da, das ganze sprachlich so kraftvolle und gleichzeitig von Musik strotzende Buch in einer Konzertfassung mit dem Autor selbst auf die Bühne zu bringen. Wo anders als zunächst in München? In Josef Köpplinger fanden wir einen begeisterten Direktor für das Unternehmen, und dessen Staatstheater am Gärtnerplatz wurde zum festlichen Ort der Zurweltbringung des „Klang der ungespielten Töne als Konzert für drei Sprecher, Cello und Orchester“ bestimmt (Premiere 26.1.2018).
Dann kam „das Theaterhotel“ mit dem Wunsch nach einem Konzert an den Poeten und Liedermacher heran – und er wünschte sich dafür: den „Klang“, der dadurch nur drei Wochen nach München seine österreichische, seine Wiener Uraufführung erfährt. Und das, in einer einzigartigen kooperativen Großleistung sowohl des „Theaterhotels“ unter Helmut Kuchernig und dem Austria Trend Hotel Savoyen unter der Leitung von Martin Pfeifer, als auch der Direktion und den Mitarbeitern des Gärtnerplatztheaters in der 20köpfigen Münchner Originalbesetzung, inclusive der wunderbaren Cellistin Fany Kammerlander, der wandelbaren Schauspielerin Yara Blümel und unter der musikalischen Leitung von Andreas Kowalewitz, der gewissenhaftest all die aus dem Roman genommenen Vorschläge in Noten und Klänge umgesetzt hat. Hier ist auch Alexander Kinsky, Konstantin Weckers Archivar und intimer Kenner seines Werks für seine musikalische Beratung herzlich zu danken! Und der Regisseurin Nicole Weber, die das Wiener „Gastspiel“ ebenso zu ihrer Sache macht wie die von ihr betreute Uraufführung in München. Und ein besonderer Dank geht an Cinja Kahl, die seit einem Jahr all die hunderte an Details bearbeitet, die mit einem solchen Projekt Hand in Hand gehen. Alle haben sich in den Dienst der guten Sache gestellt. Es ist das Zusammenspiel und die Begeisterung des Austria Trend Hotel Savoyen, Künstlern, Hotelmanagement-Ausbildungskandidaten (250 hoch motivierte Schüler der Bergheidengasse HLTW13 in allen erdenklichen Hotelpositionen arbeiten mit) und Lieferantenleistung, die „das Theaterhotel“ zur größten von Schülern organisieren Charity hat werden lassen.
So kommen viele Energien zusammen, um am 17. Februar 2018 der großartigen Initiative des „Theaterhotels“ ein einnahmen- und somit spendenträchtiges Konzert zu bieten. – Und allen einen Anlass, nachzudenken: über die Musik in uns, über uns in der Welt, über die Kostbarkeit und Verletzlichkeit unseres inneren Hörens und über die Frage: welche sind die nachhaltigendsten Klänge: die gehörten? Oder die ungespielten?
Michael Dangl im Januar 2018